„Komm in Lumpen, komm im Schlips“

Als ich vor rund 25 Jahren ein Konto mit sogenanntem „Dispokredit“ eröffnen wollte, da wurde mir in freundlich-oberpfälzischem Dialekt mitgeteilt, dass das nicht ginge. Nachdem ich am nächsten Tag meine ausgewaschene Jeans und knalliges Band-T-Shirt gegen einen schwarzen Anzug, Hemd und Krawatte tauschte und mit ordentlich gekämmtem Haar nochmal vorsprach, da ging ich nach ein paar Minuten relativ problemlos mit angestrebtem Dispokredit aus der Filiale. Anscheinend hat mein Äußeres dann doch einen solventen Eindruck hinterlassen, was am Vortag wohl nicht so „gesehen“ wurde. Das alte Sprichwort meiner Oma „Kleider machen Leute“ wurde mir an jenem Tag recht eindrücklich erklärt. Seltsam fühlte ich mich nur, weil da doch immer noch der selbe Mensch drin steckte, mit den selben Fähigkeiten, Talenten, Ängsten, Humor oder der jugendlichen Unfähigkeit mit Geld umzugehen. Nur die Hülle war halt ne andere.
Diese uralte Geschichte kam mir auch wieder in den Sinn, als ich dieses Jahr im April und Mai der ein oder anderen Kommunion und Konfirmation sowohl „passiv“ als auch „aktiv“ zugegen sein durfte. Klasse sahen die Konfirmand*innen und Firmlinge (was ist da eigentlich die korrekte Genderversion?) aus. In der Reihe vor mir saß eine Familie, da dachte ich mir: aber holla, der Wert der gesamten Kollektion an Anzügen und Kleidern sind wohl im mittleren vierstelligen Bereich zu finden. Selbst die Tasche der älteren Dame, vermutlich die Oma, war wahrscheinlich doppelt so viel wert wie mein Anzug und Hemd. Na gut, das ist jetzt auch keine Kunst. Wer mich ein bisschen kennt, der weiß, dass ich am liebsten ne Jeans, abgetragene Schuhe und irgendeine Band oder coolen Spruch auf dem T-Shirt in „fröhlichem Schwarz“ trage. Ist halt so. Anzug und Hemd nur, wenn es denn wirklich unbedingt sein muss. Also quasi so ´gut wie nie.
Ich bin ja deswegen kein anderer. Im Gegenteil, ich finde es authentisch. Jetzt bitte nicht falsch verstehen: das ist keine Rede gegen alle, die sich einfach mal rausputzen wollen oder halt gerne chic und modebewusst anziehen. Das ist ja auch hübsch anzusehen. Aber jeder halt so, wie er mag. Und so wie er ist.
„Komm, so wie du bist, komm in Lumpen, komm im Schlips“ singen wir mit der Jugendband in unseren Gottesdiensten.
Wir lassen uns viel zu oft von Äußerem beeinflussen und blenden, lesen den Wert eines Menschen aus den Dingen, die er trägt, fährt, zur Schau stellt, in der er wohnt, ob die Frisur rechts oder links liegt, ob die Schuhe, Tasche oder Anzug ne Marke sind oder nicht. Immer mehr Jugendliche legen sich unters Messer um so auszusehen, wie es durch die tollen Filter von Insta & Co. Möglich ist. Heidi’s GNTM und sonstige Influencer lassen grüßen.
„Der Mensch sieht nur was vor Augen ist, Gott sieht aber das Herz an“. (1.Sam)
Ich muss mich nicht erst verkleiden, Gott sagt zu mir: so wie ich bin, bin ich gut. Vor Gott. Vor den Menschen um mich, für mich. Vor allem: für mich selbst.
Thorsten Badewitz

P.S.: Ich frag mich grad, ob der Herr Jesus damals ‘nen Dispo bekommen hätte, wenn er mit seinem von Sand überdeckten, lumpigen Gewand in die Bank marschiert wäre?

Andacht für die Gemeindebrief-Ausgabe Juli 2022, Oberasbach

Reinhören?

Live-Aufnahme der d-Band am 21.11.2021 in Roßtal Jugendgottesdienst „Alles wieder gut“

Original von Lothar Kosse

Text

Komm, so wie du bist, komm in Lumpen, komm im Schlips.

Komm ins helle Licht, der Vater selbst erwartet dich.

Egal wie arm du bist:

Gott feiert heut ein Fest für dich!

Er hat dich sehr vermisst, sei fröhlich, sing und tanz und iss.

Sein Haus ist voller Freude,

sein Haus ist voller Licht.

Hier ist ein Ort des Friedens,

hier findest du das Glück.